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Hydraulikanlage und Elektrik

Hydraulikanlage

Der Famulus wurde in der DDR als einer der ersten Schlepper mit einer vollwertigen Dreipunktanlage versehen. Der Vorgänger des Famulus, der RS04/30 wurde schon mit einer Hydraulikschwinge versehen und ausgeliefert, die für damalige Verhältnisse sehr hilfreich war und durch einige passende Anbaugeräte auch zum Einsatz kam. Richtig durchgesetzt hat sich diese Hydraulikschwinge allerdings nicht. Damit der neu entwickelte Famulus auch für das Ausland interessant wurde, musste die Dreipunktanlage der internationalen Norm entsprechen. Auch versprach man sich in Nordhausen mit neu entwickelten, aufgesattelten Anbaugeräten am Famulus dem Traktoristen die Bedienung zu erleichtern und die Produktivität auf dem Acker zu erhöhen.
Die Hydraulikanlage des Famulus arbeitet doppeltwirkend, das heißt Heben und Senken der Geräte wird mit Druck ausgeführt. Dies ist deshalb möglich, da der Druckkolben im Hydraulikzylinder von zwei Seiten beaufschlagt werden kann.
 
Folgende Teile gehören zur Hydraulikanlage:
 
  • Ölbehälter (RS14 und RT)
  • Ölpumpe
  • Steuergeräte (Steuerschieber)
  • Ölleitungen
  • Arbeitszylinder
  • Mechanische Verriegelung (RS14 und RT)
 
Funktion der Hydraulikanlage am Famulus Schlepper
 
Der Ölbehälter ist unter dem Fahrersitz angebracht. Er dient der Aufnahme des für die Anlage benötigten Hydrauliköls. Das Fassungsvermögen beträgt ca. 14 Liter. Im Ölbehälter ist ein Spaltfilter angebracht, er dient der Reinigung des Öls. Die Durchflussleistung beträgt ca. 300 Liter die Stunde. Im Boden ist eine Ablassschraube mit Magnetfilterstopfen angebracht. Die Hydraulikpumpe ist eine Zahnradölpumpe und im Schleppergetriebe untergebracht. Sie wird über eine Lamellenkupplung direkt über die Motorwelle angetrieben. Ihre Aufgabe besteht daraus, dass Öl aus dem Behälter mit konstantem Druck über den Steuerschieber in den Hydraulikzylinder zu fördern. Bei ihrer maximalen Drehzahl beträgt die Fördermenge ca. 40 Liter in der Minute, wobei sie einen Betriebsdruck von ca. 100 Bar kurzzeitig zu erzeugen vermag. Die Ölleitungen verbinden alle Einzelteile der Anlage miteinander. Sie bestehen aus Hochdruckfesten, biegsamen Stahlschutzschläuchen mit öldichten Anschlussstücken. Der standardisierte Arbeitszylinder für die Dreipunktaufhängung ist schräg aufrechtstehend an der rechten hinteren Seite des Getriebes fest angebracht. Sein Hub beträgt maximal 155mm. Der Zylinder wirkt wie bereits erwähnt doppelwirkend, das heißt er kann je nach der gewünschten Funktion (Heben oder Senken) von zwei Seiten mit Drucköl angesteuert werden. In der Schwimmstellung kann das Öl ungehindert über den Steuerschieber von der Ober- und Unterseite fließen. Der Steuerschieber versehen mit Wahlschieber und Sicherheitsventil ist am Ölbehälter angeflanscht. Im Steuerschieber werden mit Hilfe von einem verschiebbaren Kolben die Zu- und Ablauföffnungen für den Ölstrom wahlweise geregelt. Das Drucköl kann im Steuerschieber so gelenkt werden dass es:
  • Sofort von der Ölpumpe kommend über den Steuerschieber direkt wieder in den Hydraulikbehälter fließt (Neutralstellung)
  • Von unten in den Arbeitszylinder gedrückt wird (Stellung heben)
  • Von oben in den Arbeitszylinder gedrückt wird (Stellung senken)
  • Frei von der oberen zur unteren Zylinderseite des Arbeitszylinders oder umgekehrt fließen kann (Schwimmstellung)
  • Über freie Anschlüsse am Schlepper z.B. zum Anhänger abkippen genutzt wird 
 
Neutralstellung
 
Bei dieser Stellung die auch als Leerlaufstellung bezeichnet wird, saugt die Ölpumpe das Öl über die Saugleitung aus dem Behälter und drückt es über die Druckleitung zum Steuerschieber. Das im Arbeitszylinder befindliche Öl wird durch das Halteventil blockiert, so dass Kolben und Kolbenstange in ihrer Stellung verharren.
 
Neutralstellun
 
Neutralstellung der Heckhydraulik am Famulus
  
Stellung „Heben“
 
Die Ölpumpe saugt das Öl über die Saugleitung aus dem Ölbehälter und drückt es über die Druckleitung zum Steuerschieber und das Halteventil in den unteren Druckraum des Arbeitszylinders. Dort beaufschlagt das Drucköl die untere Kolbenfläche, so dass der Kolben mit der Kolbenstange nach oben gedrückt wird. Das verdrängte Öl aus dem Zylinderoberteil wird über den Rücklauf und den Steuerschieber in den Ölbehälter zurück gedrückt.
 
Heben
 
Stellung "Heben" der Heckhydraulik am Famulus
  
Stellung „Senken“
 
Die Ölpumpe saugt das Öl über die Saugleitung aus dem Ölbehälter und drückt es über die Druckleitung zum Steuerschieber und das Halteventil in den oberen Druckraum des Arbeitszylinders. Dort beaufschlagt das Drucköl die obere Kolbenfläche, so dass der Kolben mit der Kolbenstange nach unten gedrückt wird. Das verdrängte Öl aus dem Zylinderunterteil wird über den Rücklauf und den Steuerschieber in den Ölbehälter zurück gedrückt. Überschüssiges Öl (Lecköl) sickert vom Steuerschieber wieder in den Ölbehälter zurück.
 
Senken
 
Stellung "Senken" der Heckhydraulik am Famulus
  
Schwimmstellung
 
Bei einer Rechtsdrehung des Steuergriffes im 90° fördert die Hydraulikpumpe das Öl über ein 10 Bar eingestelltes Vorspannventil im Sicherheitsventil des Steuerschiebers. Der Vorspanndruck überträgt sich auf das Halteventil, wodurch die beiden im Halteventil befindlichen Sperrkegel angehoben werden. Damit sind oberer und unterer Druckraum beiderseits des Kolbens über die Leitungen und den Steuerschiebers miteinander in der Rücklaufleitung verbunden. Der Kolben des Arbeitszylinders ist nun frei beweglich und „schwimmt“. Auf diese Weise ist ein Pendeln des Arbeitsgerätes an der Dreipunktanlage möglich.
 
Schwimmstellung
 
"Schwimmstellung" der Heckhydraulik am Famulus
  
Bedienung der Kraftheberanlage
 
  1. Vor der Inbetriebnahme der Hydraulikanlage ist zu prüfen, ob die vorgeschriebene Menge an Hydrauliköl im Vorratsbehälter vorgehalten wird
  2. Die Hydraulikpumpe wird durch ziehen des Schalthebels (Abb. 1 unterhalb) eingeschaltet
  3. Zum Heben mit der Kraftheberanlage muss der Drehschieber auf Stellung I stehen (Abb. 2 unterhalb). Der Schaltgriff des Steuerschiebers steht in Richtung Kotflügel - Grundstellung. Der Schaltgriff muss nach oben gezogen werden, wodurch die Hubbewegung ausgeführt wird. Beim Loslassen geht der Schaltgriff in die Stellung Halten und beendet die Hubbewegung
  4. Zum Senken mit der Kraftheberanlage muss der Drehschieber auf Stellung I stehen (Abb. 2 unterhalb). Der Schaltgriff des Steuerschiebers steht in Richtung Kotflügel - Grundstellung. Der Schaltgriff muss nach unten gedrückt  werden, wodurch die Senkbewegung ausgeführt wird. Beim Loslassen geht der Schaltgriff in die Stellung Halten und beendet die Senkbewegung
  5. Bei der Schwimmstellung  muss der Schaltgriff in Richtung Fahrersitz gedreht werden. Die Kraftheberanlage sink nun langsam nach unten ab

Abb. 1

Abb. 1 Schalthebel Nabenkupplung zum Einschalten der Hydraulikpumpe

 

Abb. 2

Abb. 2 Darstellung des Drehschiebers und des Schaltgriffes

Kraftheberanlage
 
Die Kraftheberanlage hat die Aufgabe, die Hubbewegung der Dreipunktaufhängung durchzuführen. Die Hebelübersetzungen sind so gewählt, dass in der untersten Stellung der Lenker die größte Hubkraft an den Lenkerenden vorhanden ist, um auch noch im Stand das angebaute Arbeitsgerät aus dem Boden auszuheben. Die Kraft verringert sich dann so weit, dass immer noch ein Geräte von 500kg Gewicht mit einem Schwerpunktabstand von 850mm, gemessen vom Kupplungspunkt des unteren Lenkers, sicher ausgehoben werden kann. Für besonders schwere Hubarbeiten müssen die Hubstangen in die hinteren Bohrungen der Lenker umgesteckt werden, so dass eine größere Hubkraft bei gleichzeitig kleinerem Hub erreicht werden kann. Die seitlichen Begrenzungen werden durch Spannketten vom Achstricher kommen erreicht. Bei Straßentransport sind die Spannketten fest zu verspannen. Auf dem Acker hingegen bei Arbeiten mit Anbaugeräten sollten die Spannketten gelockert werden, damit zwischen Traktor und Anbaugerät seitliche Bewegungsfreiheit vorhanden ist, z.B. um kleine Lenkmanöver zur Geradeausfahrt durchzuführen. Arbeiten am Hang erfordern die Einstellung der mechanischen Hangverstellung an der rechten Seite der Hubstange.
 
Kraftheberanlage am RS14
 
Die Kraftheberanlage am RS14 zeichnet sich durch einen eigenständigen Vorratsbehälter aus, welcher unterm dem Fahrersitz direkt über der Kraftheberwelle angebracht ist. Um die Kraftheberwelle vor grober Verschmutzung zu schützen, wurde ein Abdeckblech kommend vom Vorratsbehälter über die Kraftheberwelle zum Getriebe hin verbaut. Die Kraftheberarme links und rechts sind zweiteilig ausgeführt. Die starre Verriegelung beim Transport geschieht durch zwei Sicherungsbolzen.
 

Kraftheberanlage RS14

Kraftheberanlage am RS14 Famulus

 

Transportsicherung am RS14

Abbildung der Transportsicherung am der Kraftheberanlage des RS14 Famulus

 

Kraftheberanlage am RT

Die Kraftheberanlage an den RT Typen ist im Gegensatz zum RS14 etwas anders konstruiert. Die bisherigen Bauteile Vorratsbehälter, Lagerbock und Abdeckblech werden durch das Krafthebergehäuse (Gußausführung) ersetzt. Dieses Gehäuse ist in einfacher und übersichtlicher Form gestaltet. Eine einfach zu bedienende, vorwählbare mechanische Verriegelung gewährleistet, dass nach Ausheben der angebauten Geräte und Umschalten des Steuerschiebers auf Schwimmstellung bei nachfolgendem Transport die Hydraulikaggregate uns insbesondere der Arbeitszylinder vollkommen entlastet werden. Durch eine Wand abgetrennt, ist im mittleren Teil des neuen Gehäuses der Hydraulikvorratsbehälter untergebracht. Das Öl kann nach Herrausnahme des Micro-Filters (15) durch die freigewordene Öffnung eingefüllt werden. Am Micro-Filter ist gleichzeitig eine Markierung zur Überprüfung des Ölstandes angebracht.

 

Kraftheberanlage RT

Kraftheberanlage am Famulus RT

RT Hydraulikanlage im Detail

1 Krafthebergehäuse / 2 Luftfilter / 3 Wahlschieber / 4 Drehgriff / 5 Hebel für vorwählbare mechanische Verriegelung / 8 Getriebeöleinfüllöffnung / 14 Lenkhubarm rechts und links / 15 Magnetfilter / 16 Kraftwelle / 17 Saugleitung / 18 Druckleitung / 28 Lagerbuchse / 29 Arretierungsstift

 

RT Hydraulikanlage im Detail

16 Kraftwelle / 28 Lagebuchse / 29 Arretierungsstift

 

 RT Hydraulikanlage im Detail

5 Hebel für vorwählbare mechaniche Verriegelung / 16 Kraftwelle / 19 Sperrklinke / 20 Sperrnocken / 21 Welle / 22 Augenschraube / 23 Zugfeder / 24 Spannhebel / 25 Zylinderstift 26 Zylinderstift / 29 Arretierungsstift

 

 

Elektrische Ausrüstung

Die elektrische Ausrüstung der Famulus Traktoren besteht im wesentlichen aus folgenden Bauteilen:
  • Schaltkasten mit Schaltschlüssel (Zündschloss)
  • Glühanlassschalter
  • Zwei Glühkerzen (unterschiedliche bei Luft- und Wasserkühlung)
  • Ein Widerstand
  • Ein Glühüberwacher
  • Batterieumschalter
  • Zwei Batterien ca. 84Ah
  • Zwei Sicherungsdosen mit 8 Ampere Schmelzeinsätzen
  • Blinklichtschalter
  • Blinkgeber
  • Steckdosen mit Deckel (z.B. für Handlampe)
  • Anlassdruckknopfschalter für Horn
  • Ein Horn
  • 7pol. Steckdosen für Anhängerbetrieb
  • Zwei Frontscheinwerfer mit den Funktionen Standlicht, Abblendlich und Fernlich
  • Zwei Begrenzungsleuchten mit Blinkfunktion vor auf den hinteren Kotflügeln
  • Zwei Rückleuchten mit Blinkfunktion hinten auf den hinteren Kotflügeln
  • Eine Bremsleuchte in der alten Ausführung
  • Ein Arbeitsscheinwerfer hinten auf dem rechten Kotflügel
  • Ein Kabelbaum passend zum Famulus Schlepper
  • AB der RT Serie ein Batteriehauptschalter

Anbei mal zwei Bilder eines RS14/30 die ich 2009 in Markkleeberg aufnehmen konnte - der Besitzer hat mit viel Liebe zum Detail die originale Beleuchtung des RS14/30 montiert. Und diese Originalbeleuchtung steht dem Famulus wirklich ausgezeichnet!

 

Famulus Beleuchtung vorn
 
Famulus Beleuchtung vorn - mit den originalen Lampen auf den Kotflügeln und den Scheinwerfern hinter der Motorhaube
 
Famulus Beleuchtung hinten
 
Famulus Beleuchtung hinten - mit den originalen Lampen auf den Kotflügeln und dem Arbeitsscheinwerfer
 
Der Famulus ist mit einer Lichtmaschine ausgestattet, sie leistet je nach Baujahr bei einer Spannung von 12 Volt 130 Watt (RS14) oder aber 220 Watt (RT). Viele Famulus sind in den Jahren mit Drehstromlichtmaschinen umgerüstet worden. Des Weiteren besitzt der Famulus einen 24 Volt 4PS Anlasser, sowie zwei Batterien mit einer Kapazität von damals 84Ah. Die zum Anlassen benötigte Spannung von 24 Volt bewirkt ein Umschalter, der beide Batterien in Reihe schaltet sobald sich der Glühanlassschalter in Stellung II befindet. Die Lichtmaschine ist auf einem verstellbaren Spannbock befestigt. Sie wird durch einen Keilriemen von der Kurbelwelle aus angetrieben und ist eine Gleichspannung-Nebenschlussmaschine mit Spannungsregler. Ist die erzeugte Spannung gleich oder höher der Batteriespannung tritt der Rückstromschalter des Reglers in Kraft und lädt die Batterien. Sinkt die Drehzahl des Motors und somit die erzeugte Spannung der Lichtmaschine unter die Spannung der Batterien wird diese Verbindung selbstständig getrennt. Die Ladekontrollleuchte auf dem Armaturenbrett leuchtet dann auf und zeigt an, dass die Stromabnahme nun über die Batterien erfolgt. Das Fahrzeug ist mit einer Blinkanlage ausgerüstet. Sollte der Famulus zugelassen sein oder werden ist es zwingend notwendig eine Warnblinklichtanlage zu installieren. Für den Anschuss des Anhängers befindet sich auf dem linken hinteren Kotflügel eine 7polige Anhängersteckdose. Arbeiten an der elektrischen Anlage sind durch Fachpersonal auszuführen und es sollte vorher von jeder Batterie ein Kabel von einem Pol entfernt werden.
 
 
220 Watt Lichtmaschine an meinem RT325
 
Famulus RT325 mit 220 Watt Lichtmaschine
 
 
Die beim Famulus verwendeten Glühkerzen richten sich natürlich nach der Motorvariante. So kommen beim wassergekühlten Motor die Glühkerzen IKAN - 462-B mit 1,7 Volt und 40 Ampere (MB20) zum Einsatz, beim luftgekühlten Motor die Glühkerzen IKAN - 462-D mit ebenfalls 1,7 Volt und 40 Ampere (MB21) zum Einsatz. Bei beiden Motoren werden die Glühkerzen in Reihe mit dem Glühüberwacher und dem Vorwiederstand im Ansaugtrakt betrieben. Der Glühüberwacher zeigt an ob die Glühkerzen angesprochen werden. Ziel der Glühkerzen ist es, dem Motor das Anspringen zu erleichtern.